3.6 HBOT = Sauerstofftherapie in einer Druckkammer

2016 05 05

Druckkammer
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HBOT – Hyperbare Oxygenierung = Sauerstofftherapie in einer Druckkammer https://de.wikipedia.org/wiki/Hyperbare_Oxygenierung#Anwendung_.28Indikationen.29

Im Anhang lesen Sie meinen Bericht und meine Erfahrung mit der "Sauerstofftherapie"

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Sauerstoff vertreibt den Schmerz   Ein Bericht von  Larissa Melville                                                                                                                         Sauerstoff vertreibt den Schmerz                                                                                         

München (netdoktor.de) – Diffuse Schmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme – Fibromyalgie ist eine große Last für die Betroffenen – körperlich und seelisch. Die Linderung der Symptome ist bisher schwierig. Doch ein neuer Behandlungsansatz lässt hoffen: reiner Sauerstoff.

Die genauen Mechanismen, die hinter einer Fibromyalgie stecken, sind noch nicht bekannt. Eine Hypothese besagt, dass das Syndrom auf einer Übersensibilisierung des zentralen Nervensystems und einer fehlerhaften Schmerzverarbeitung im Gehirn beruht. Möglicherweise ist die Schwelle der Schmerzwahrnehmung bei Fibromyalgie Patienten niedriger als gewöhnlich. Dadurch könnte das Gehirn bereits leichte Reize als Schmerz wahrnehmen.

Sauerstoffkur in der Druckkammer

Therapieansätze gibt es verschiedenste, von Antidepressiva bis zu Bewegungstherapien, doch die Wirkung hält sich meist in Grenzen. Neue Behandlungen sind gefragt. Efrati Shai von der TAU's Sagol School of Neuroscience in Tel Aviv und seine Kollegen untersuchten einen potenziellen Therapieansatz: die hyperbare Sauerstofftherapie (HBOT). Hierbei hält sich der Patient in einer Druckkammer auf und atmet reinen Sauerstoff ein. Das steigert die Sauerstoffkonzentration im Blut und somit auch im Gehirn. Das kann den Gehirnstoffwechsel beeinflussen, den Gefäßreparaturmechanismus anstoßen, Entzündungsreaktionen reduzieren und die Regeneration des Gehirns vorantreiben, so die Ergebnisse älterer Studien.

Mit der HBOT ließe sich möglicherweise die eigentliche Ursache der Fibromyalgie behandeln – die gestörte Schmerzverarbeitung im Gehirn, berichtet Efrati. Das heißt: "Eine Normalisierung des Gehirns einschließlich einer neuronalen Regeneration ist möglich – auch bei chronischen Schmerzen.“

Normalisierte Gehirnaktivität

Schnell stellten die Forscher fest, dass die Therapie erfolgreich ist: „Bei 70 Prozent der Patienten verschwanden sämtliche Fibromyalgie-Symptome", berichtet Efrati. Die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Patienten erhöhten sich dementsprechend messbar.

Der wichtigste Gewinn der Therapie ist die Schmerzreduktion: So verdreifachte sich die Schmerzgrenze an den sogenannten Tender-Points. Das sind bestimmte Punkte am Körper, an denen Fibromyalgie-Patienten typischerweise sehr empfindlich auf Druck reagieren. Darüber hinaus reduzierte sich auch der generelle Schmerz drastisch oder verschwand sogar ganz. "Medikamente können die Schmerzen zwar lindern, sie ändern aber nichts an der Ursache“, meint Efrati. Die HBOT dagegen setze am Kern des Problems an: Tatsächlich ließ durch die HBOT nicht nur der Schmerz nach, sondern auch die Hirnaktivität normalisierte sich.

„Diese Übereinstimmung zwischen den physiologischen Verbesserungen und der Veränderung in der Hirnfunktion machen die Ergebnisse besonders überzeugend“, so die Forscher.

Endlich schmerzfrei

Insgesamt 60 Frauen im Alter von 21 bis 67 Jahren nahmen an der Studie Teil. Ärzte hatten bei ihnen mindestens zwei Jahre zuvor eine Fibromyalgie diagnostiziert. Alle Probandinnen hatten am ganzen Körper (Ober- und Unterkörper) beidseitig Schmerzen. Zudem reagierten sie an mindestens 11 von 18 Tender-Points auf Druck mit Schmerz. Von den 60 Teilnehmerinnen absolvierten 48 das komplette Programm.

Diese erhielten zwei Monate lang fünf Mal die Woche für jeweils 90 Minuten eine Dosis puren Sauerstoffs in der Druckkammer verabreicht. Inwiefern die Sauerstofftherapie die Gehirnaktivität veränderte, ermittelten die Forscher mittels der Einzelphotonen-Emissionscomputertomographie (SPECT), die bildhaft aufzeigt, welche Hirnregionen in welchem Maße aktiv sind. Die Lebensqualität und psychische Belastung vor und nach der Behandlung bestimmten Efrati und seine Kollegen anhand von Fragebögen.

Auch wenn noch einige Fragen offen sind und die Forscher das Therapiekonzept noch optimieren wollen, halten sie eine Behandlung von Fibromyalgie-Patienten mit reinem Sauerstoff jetzt schon für sinnvoll. Die Betroffenen könnten erheblich davon profitieren und es gibt aktuell keine wirksamere Behandlung.

Vor allem Frauen sind betroffen

An Fibromyalgie, auch Weichteilrheumatismus genannt, sind ungefähr drei Prozent der Deutschen erkrankt – über 80 Prozent davon sind weiblich. Die Betroffenen leiden meist unter Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, insbesondere um die Gelenke herum, und sind an bestimmten Punkten des Körpers sehr druckempfindlich. Aber auch Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrations- und Schlafprobleme sind typisch. Hinzu kommen oft psychische Probleme wie Ängste oder depressive Verstimmungen. Welche Symptome auftreten und in welchem Maße, ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Doch gerade das macht die Diagnose – welche nach dem Ausschlussprinzip erfolgt – schwierig. Oft wird sie erst spät oder gar nicht gestellt.

Quellen:  Efrati S. et al.: Hyperbaric Oxygen Therapy Can Diminish Fibromyalgia Syndrome – Prospective Clinical Trial. PLOS One (2015). DOI: 10.1371/journal.pone.0127012 Pressemitteilung der Universität Tel Aviv vom 14.07.2015

 

Ich bin in Graz der erste Fibromyalgie-Patient, der diese  Hyperbare Oxygenierung = Sauerstofftherapie gemacht hat.

Beginn                 29.September 2015

Ende:                    14. Dezember 2015

Frequenz             5-mal pro Woche

Intensität             41 Tauchgänge

Kosten                 1 Tauchgang  250€

Gesamtkosten      10.250 Euro

Übernahme             der Kosten durch die Steirische Gebietskrankenkasse.

 

  • Hat die HBO-Therapie eine signifikante Erleichterung über einen längeren Zeitraum gebracht?

Kurzfristig ja, langfristig keine wesentliche und bleibende Erleichterung. Ich habe nach 41 Tauchgängen keine wesentliche Erleichterung erfahren, die über Wochen angehalten hätte. Für einige Stunden ja. Ich habe besser geschlafen, hatte mehr Energie und war sehr positiv gestimmt.

Wenn ich etwas mache, dann auch mit vollem Einsatz. Ich bin jeden Tag mit dem Fahrrad zur Therapie gefahren. (tgl. 15km) Das ist natürlich auch ein gutes Training und hat die Tauchtherapie sicher positiv beeinflusst. Ich habe an diese Therapie geglaubt und war voller Begeisterung.

  • Wie ist das Prozedere?

Es ist natürlich kein Tauchen im herkömmlichen Sinn, sondern es wird ein Tauchgang in einem geschlossenen Raum simuliert. (Sieht aus wie ein kleines U-Boot) In die sogenannten Unterdruckkammer wird langsam Pressluft eingepumpt. So entsteht langsam ein Überdruck. Natürlich sind Sie nicht im oder unter Wasser.

Dieser Überdruck ist für den Körper so als wären sie 15 Meter unter Wasser. Sie spüren es am oder im Körper nicht. Ein lustiges Detail ist, das Sie aufgrund des Überdrucks nicht pfeifen können.

Wenn Sie Ihre Tauchtiefe erreicht haben, ziehen Sie ihre Sauerstoffmaske über den Kopf und atmen so 30 Minuten reinen Sauerstoff ein. Das passiert 3mal und jedes Mal ist dazwischen eine 10 minütige Pause. Sie sitzen auf einem Sessel, können auch aufstehen und während der Therapie lesen. Das „Auftauchen“ passiert ebenfalls langsam, indem Luft wieder dem Raum entzogen wird.

Es gibt eine Sicherheitsschleuse, in der Sie in einem „Notfall“ jederzeit ausgeschleust werden können und die übrigen Patienten „weitertauchen“ können. Während des gesamten Tauchganges ist ein klinisches Personal in der Unterdruckkammer. In Graz gibt es drei verschiedene Tauchgänge mit verschiedenen Tauchtiefen und Pausen zwischen der Sauerstoffatmung. Nur in Kombination von Unterdruckkammer und dem Atmen von reinem Sauerstoff kann sich diese Therapie entfalten. Eines alleine wirkt nicht!

  • Zusammenfassung meiner 40 Tauchgänge:

Am ersten und letzten Tag wurde ein Sensibilisierungstest gemacht. Mit Wärme, Kälte, Haaren, Bürstchen und Pinsel wurde ich berührt und musste die Berührung auf einer Schmerzskala von 0 bis 10 einordnen. Bei Wärme- und Kältereizen musste ich Bescheid geben wann ich diese als schmerzhaft empfunden habe. Rundum muss ich sagen, dass das ganze Krankenhausteam sehr bemüht war und ich mich wohl gefühlt habe.

Die ersten sieben Tauchgänge war das Einatmen des Sauerstoffes mit der Maske sehr schwer und hat mich sehr angestrengt. Meine Lunge hat sich aber dann daran gewöhnt und es war ein ganz normales Ein- und Ausatmen ohne Anstrengung möglich. Auf meiner 10 stufigen Schmerzskala hatte ich eine maximale Verbesserung um ein bis eineinhalb Stufen.

Ich fühlte mich aber insgesamt ein wenig besser und hatte das Gefühl klarer im Kopf  zu sein und dass meine Gedanken auch klarer ankommen. Schlafe besser und habe auch mehr Energie für ca. 3 bis 5 Stunden. Alleine der Energieschub bewirkt schon die Schmerzen besser aushalten zu können. Grundsätzlich ist es natürlich ein Wahnsinnsgefühl eine kostbare Therapie bezahlt zu bekommen, die fast keine Nebenwirkungen hat. (bei mir Kopfschmerzen und stärkere Kurzsichtigkeit – die angeblich wieder verschwindet).

Nach dem 17. Tauchgang hatte ich sehr starke Schmerzen und war verzweifelt. Daraufhin hatte ich eine sehr starke Verkühlung und musste eine Woche pausieren.

Den besten Tag hatte ich nach dem 28 Tauchgang. Die Schmerzskala war sinkend und ich war sehr der Hoffnung es würde so weitergehen. Doch wurde es mir dann komischerweise während dem Tauchen immer wieder leicht schwindelig und endete immer wieder in sehr unangenehme und starke Kopfschmerzen auf der rechen Seite im Bereich der Schläfe. Der Schwindel hat teilweise bis am nächsten Tag angehalten. Die Kopfschmerzen haben dann noch 6 Wochen nach Therapieende angehalten.

Mit Beginn der zweiten 30er Serie merkte ich, dass mir das frühe Aufstehen immer mehr zu schaffen machte. Auch das tägliche konsequente und pünktliche „Funktionieren müssen“ macht mir immer mehr zu schaffen. Der ständige Schwindel während dem Tauchen und die ständigen Kopfschmerzen machen mir sehr zu schaffen und ich fragte mich: „Wie geht es weiter“.

Es gibt die Möglichkeit den Sauerstoffgehalt in der Tauchkammer anzupassen und so bekam ich weniger reinen Sauerstoff. Die „Nebenwirkungen“ wurden zwar besser aber haben sich nicht komplett gelegt. Leider habe ich dann auch keine Verbesserungen mehr gespürt und wegen meinen Nebenwirkungen den Versuch der hyperbaren Sauerstofftherapie abgebrochen.

Ich glaube dass diese HBO Therapie ein Zugang sein könnte, aber dann über einen längeren Zeitraum von zuerst 30 Tauchgängen und dann vielleicht 2-3 pro Woche fortlaufend. Ob die Kosten generell und langfristig übernommen werden weiß ich nicht.

Auszug aus der Patientenversion:                                                                                                                                                               (Nicht-empfohlene physikalische Therapien: Hyperbare Sauerstofftherapie, Lasertherapie, Magnetfeldtherapie, transkranielle Magnetstimulation, transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) werden Grund eines fehlenden Nachweises einer Wirksamkeit und/oder möglichen Nebenwirkungen nicht empfohlen.)

 

Aufwand:

  • Überweisung vom Hausarzt mit Diagnose und HBO Therapie
  • HNO Befund auf Tauchtauglichkeit (Bei HBO Therapie war es gratis, bei klassischem Tauchen wäre das eine Sonderleistung!!)
  • Lungenröntgenbefund plus Bilder
  • Internistische Gesundenuntersuchung bezogen auf Herz
  • Arzt- bzw. Ambulanzbriefe und Vorbefunde
  • LKH Graz Anmeldung für Therapiebeginn 0043316 385 12827

Persönlicher Aufwand

  • 5mal die Woche pünktlich und verlässlich sein
  • die Druckkammer ist verhältnismäßig klein
  • sehr hell und
  • auch laut
  • Hohe Kosten die sich vielleicht nicht rechnen?
  • Möglicherweise ständige Dauertherapie