2.4 Eine unglaubliche mystische Krankheit?

Mystik 2

2017 02 09

Der Alltag ist für Fibromyalgie-Patienten mit vielen Beeinträchtigungen und massiven Schmerzen gezeichnet. Die auszerrenden, zermürbenden, chronisch muskulären Schmerzen, die massiven Erschöpfungszustände und die vielen Begleiterscheinungen wie funktionelle Störungen wie z.B:

  • Spannungskopfschmerz
  • Schlafstörungen
  • Beschwerden des Magen- Darmtraktes
  • Globusgefühl – das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben und eventuell auch schlechter Atmen
  • Par- und Dysästhesie – darunter versteht man eine Störung der Gefühlsnerven, die häufig im Bereich der Hände und Füße auftritt – mit Taubheitsgefühl oder Missempfindungen wie Kribbeln und „Ameisenlaufen“, genau wie Kälte- oder brennende Fehlempfindungen
  • Urogenitale Beschwerden – während der Wechseljahre unterliegt auch der Urogenitaltrakt, d.h. die Geschlechtsorgane und Harnwege einer Reihe von Veränderungen. Die Schleimhaut der Scheide wird dünner, trockener und weniger elastisch, was zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen kann oder ihn sogar unmöglich macht. Die Beckenbodenmuskulatur verliert an Spannkraft und die Durchblutung von Blase und Harnleiter nehmen ab. Dadurch kann es u.a. zu wiederkehrenden Blasenentzündungen, Beschwerden beim Wasserlassen und unwillkürlichem Harnabgang kommen
  • Atembeschwerden
  • Herzbeschwerden

Weiters kommt es zu vielen vegativen Beschwerden.

Das sind Beschwerden die sie „nicht willkürlich“ beeinflussen können, wie z.B Blutdruck, Puls, Atemfrequenz und Verdauung. Eine kleine Ausnahme ist möglich und zwar durch autogenes Training oder durch Meditation.

  • Bruxismus – Zähneknirschen (ein Aufbiss-Schiene wird empfohlen, damit sich ihre Zähne nicht selbst zermalmen)
  • Trockener Mund (kann aber auch eine Nebenwirkung von Tabletten sein)
  • Starke Wetterfühligkeit
  • Kalte Hände und Füße
  • Hyperhidrose – ein übermäßiges Schwitzen
  • Orthostatische Beschwerden – bei Lageveränderungen kommt es zum Absinken des Blutdrucks und zu Anpassungsstörungen des Kreislaufs. Schwindelzustände, Ohrensausen, Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen und Verminderung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit können somit auftreten.
  • Roter Dermographismus – Er beschreibt die typischen roten Streifen, die aufgrund einer Gefäßerweiterung nach dem Bestreichen der Haut mit einem stumpfen Stift oder Holzspatel auftreten.

Das Fibromyalgie Syndrom mit all diesen Zuständen ist nicht erklärbar. Anscheinend müssen mehrere Faktoren zusammentreffen, damit dieses Syndrom entsteht und bestehen bleibt:

  • biografische Faktoren
  • biologische Faktoren
  • psychische und mentale Faktoren
  • soziale Faktoren

Diese Krankheit aus einer einzigen fachärztlichen Sicht zu sehen ist somit zum Scheitern verurteilt. Da sind mehrere Fachrichtungen unbedingt notwendig. Aus Erfahrung kann ich Ihnen aber sagen, wenn Sie zumindest einen Arzt Ihres Vertrauens finden, dann haben Sie eine wesentliche Stütze gefunden.

  • Rheumatologie                 .
  • Orthopädie
  • Psychiatrie
  • Psychotherapie
  • Psychosomatische Therapie
  • Physiotherapie
  • Neurologie

Als ganz wesentlichen Bestandteil sehe ich das Patienten-Arzt-Verhältnis. Aufgrund der Komplexität der Krankheit und dem langen Leidensweg des Patienten kommt es immer wieder zum Phänomen der „Übertragung“. Hier bedarf es ein feinfühliges Fingerspitzengefühl des Arztes und eine Aufgeschlossenheit des Patienten. Im Schnitt „irrt“ man 5 bis 8 Jahre von einem Arzt zum anderen, bis die Diagnose gestellt wird.

Wünschenswert ist eine ausreichende Differentialdiagnostik unter Vermeidung einer Überdiagnostik. Das Ziel einer Schmerzfreiheit ist zu hoch gesteckt, wichtiger erscheint mir dem Patienten mittel- bis langfristig eine „Selbstverantwortung“ zu übermitteln, dass Sie trotz Schmerzen und Beeinträchtigungen eine Verbesserung der Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und Verbesserung des Allgemeinzustandes erreichen können.

Dass dies viel Ausdauer, Geduld und Überwindung braucht, ist klar. Das hört sich vielleicht „leicht“ an, so nach dem Motto: man muss nur ein bisschen Wollen, den inneren Schweinhund überwinden und positive denken, dann wird das schon werden. Diese Einstellung können sie und vor allem ihr Umfeld wie Familie, Freunde und auch Arbeitgeber eigentlich vergessen. Dafür ist dieses so umfangreiche Krankheitsbild zu komplex.
Sie werden jeden Tag bis aufs Äußerste gefordert. Egal wie sehr sie sich bemühen, die Zähne zusammenbeißen und ihr Bestes geben, es scheint alles nichts zu bringen. Ich meine trotzdem: Ja, es bringt schon etwas – sonst wäre diese Krankheit noch viel schlimmer. Sie sind jeden einzelnen Tag gefordert, ihr Bestes in vielen Variationen zu geben – tun Sie es auch und bemühen Sie sich nicht zu verzagen.

Ich war in meiner Jugend Leistungssportler. Ich habe 10 Jahre als Kunst- und Turmspringer meine Saltos und Schrauben vom 3-Meter-Brett  und vom 10-Meter-Turm gezaubert. Es war eine schöne aber auch sehr anstrengende Zeit. Ich brauchte viel Disziplin und natürlich vieles mehr. Aber ich muss Ihnen sagen diese Krankheit fordert mich wesentlich mehr!!!