1.6 Therapie & multimodale Eigenbausteine

2016 08 18                                                            

Da bis heute die Ursachen des Fibromyalgie Syndroms unbekannt sind, befasst sich die Therapie vorrangig damit, die Symptome und hier vor allem die langen, quälenden, starken Schmerzen in der Muskulatur und der Sehnenansätze zu lindern.
Die lange Liste der Begleiterkrankungen bzw. Begleitsymptome der Fibromyalgie schränken zusätzlich ein. Um sich mit dem Fibromyalgie-Syndrom zu „verbünden“, oder besser diese, meine Krankheit „anzunehmen“, dazu bedarf es sehr viel.

Sie sind mit all Ihren Möglichkeiten und Ressourcen gefordert. Regelmäßiger, konsequenter und vor allem ein „liebevoller Umgang“ mit Ihnen erscheint mir unumgänglich. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es schwer ist, doch müssen Sie so früh wie möglich aufstehen, lernen Ihre Schritte und vielleicht ganz neue Schritte zu machen.
Sich dem Schmerz, der Krankheit und schließlich sich selbst zu „ergeben“ bedeutet sich vorzeitig zu beugen. Besser wäre es, Ihre  Selbstverantwortung zu stärken und Ihre Eigenaktivitäten auszubauen.

Mögliche Bausteine einer multiprofessionellen und multimodalen Eigentherapie können sein:

  • Patientenschulungsprogramme, das heißt sich mit der Krankheit  und  mit sich selbst auf mehreren Ebenen auseinanderzusetzen(Körper – Geist und Seele).
  • Es geht um einen Zugewinn an Selbstverantwortung und Eigenkompetenz, sowie um die Erkenntnis, wann, wo und wie sich Beschwerden verstärken, sich gegenseitig beeinflussen und  wie meine Mechanismen im Bio-Psycho-sozialen Kontext funktionieren. 
  • Selbsthilfegruppe (oder Austausch unter Gleichgesinnten)
  • Moderates Ausdauertraining wie z.B. Schwimmen, Laufen, Nordic Walken, Wandern, Tanzen, Aquajogging, Rad fahren, leichte Gartenarbeiten und alles was noch persönlich möglich ist bzw. noch Spaß macht.
  • Dehn- und Gleichgewichtsübungen
  • Ernährungsumstellung
  • Hyperthermie (aber auch Infrarot bzw. Wärme)
  • Begleitende Medikamente, (nur sehr eingeschränkt wirksam) Schmerzmittel wie z.B. Tramal und / oder Antidepressiva (z.B. Saroten) oder das Nervenschmerzmittel Pregabalin (Lyrica)
  • Dronabinol (medizinisches Cannabis)  http://arge-canna.at/index.php/de/

                                                                  

Antidepressiva werden meist in geringen Dosen verschrieben und wirken entspannend, schlafanstoßend und stimmungsaufhellend. Sie können die Beschwerden bei Fibromyalgiesyndrom positiv beeinflussen.
Ich bitte Sie ihre Medikamente ausschließlich mit Ihrem Arzt abzusprechen und machen sie weder Alleinversuche  noch setzen Sie Medikamente ohne Rücksprache Ihres Arztes ab!!! 

  • Psychotherapie, z.B. Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie, Hypnotherapie
  • Entspannungsübungen z.B. nach Jakobson, Autogenes Training, Qigong, Biofeedback
  • Physiotherapie
  • Akupunktur
  • Gesunde und bewusste Ernährung, eventuell vegetarische Kost
  • Homöopathie
  • Ergotherapie
  • Verbessern Sie Ihre Selbstwahrnehmung
  • Stressbewältigung – bewusste Wahrnehmung
  • Finden Sie Ihren Glauben und lernen Sie an sich selbst zu glauben
  • Versuchen Sie im Jetzt zu leben und nehmen Sie die Gegenwart bewusst wahr
  • Alles was Ihr Selbstvertrauen stärkt

Und Liebe ist sowieso die beste Medizin und das ohne Nebenwirkungen !

All diese Bausteine werden Ihnen nur langfristig gesehen eine Verbesserung Ihres gesamten Wohlbefindens bringen. Sie werden eine lange Durchhaltezeit benötigen. Es wird nicht einfach sein, aber so viele Möglichkeiten haben Sie nicht. Sie werden mit dieser Krankheit leben lernen müssen und sie ebenfalls in Ihr Leben integrieren.
In jedem Fall empfehle ich Ihnen sich mit Ihrem Arzt bzw. Therapeuten abzusprechen. Eine vertrauensvolle Patienten – Arzt –  Beziehung  wünsche ich Ihnen.
Nicht zu empfehlen sind sogenannte Muskelrelaxantien (muskelentspannende Mittel). Auch Antirheumatika sind beim Fibromyalgie-Syndrom nicht empfehlenswert. Ich rate Ihnen sehr von chirurgischen Eingriffen ab, um sogenannte Verdickungen und Verklebungen an den Tender Points zu entfernen.  Diese chirurgischen Eingriffe werden von keiner Studie ausreichend belegt.

Ich gebe zu, dass all diese Bausteine es wert sind sie umzusetzen, aber auch gleichzeitig weiß ich aus eigener Erfahrung wie schwer und gleichzeitig auch schmerzhaft Bewegung ist. Doch ist es langfristig unumgänglich es zu tun und dran zu bleiben.
Meistens hat sich von den Tabletten schon einiges an Kilos angesammelt, Man schaut nicht mehr in den Spiegel, traut sich schon fast nicht mehr auf die Straße. Der Partner meidet einen und die Psyche ist aufgrund des Schmerzterrors zum Bersten gespannt.
Man fühlt sich unverstanden, keiner kann nachempfinden, niemand kann wirklich helfen. Und genau hier fragen sich viele Betroffene: 

„Was macht das Leben noch bunt und welchem Sinn hat das Ganze noch“?

Hilfe rund um die Uhr, anonym und kostenfrei aus ganz Österreich.
Telefonseelsorge Telefonnummer 142. Ohne Vorwahl aus ganz Österreich.

http://www.telefonseelsorge.at/