2017 02 09
Zu meinen jeder hatte schon mal Schmerzen und ab einem gewissem Alter tut allen etwas weh. Damit lässt sich das Leben mit einer chronischen Schmerzkrankheit nicht erklären oder vergleichen. Wo fange ich an, in der Früh oder am Abend? Ist ja eigentlich wurscht, weil beides Schmerzen im großen Ausmaß bedeutet. Ach Sie meinen, ich soll nicht so zimperlich sein? Andere hätten Krebs und noch schlimmeres und die stellen sich nicht so an? Gut, alle die so einen Grundgedanken haben, hören besser hier auf zu lesen – die haben es nämlich nicht verstanden.
Hier geht es darum, zu versuchen eine Feinfühligkeit und Empathie zu entwickeln, um nachzufühlen was sie noch nie in diesem Ausmaß erleben und ertragen haben müssen. Ich versuche nun wiedermal viel Kraft aufzubringen um mich und vielleicht die Krankheit Fibromyalgie – Syndrom (FMS) erklären zu können um dann meistens viel Energie aufgebracht zu haben um etwas zu erklären was so schwer vorstellbar ist. Das Schreiben schmerzt meine Finger, wie lange ich wohl hier sitzen kann um dann mit Steifheit meinen „gequälten“ Körper aufzurichten? Nun gut, so versuche ich das Schmerzen meiner Finger, meiner Handgelenke, meiner Ellbogen, meiner Schultern, den gesamten Wirbelsäulenbereich zu ignorieren. In Wirklichkeit schmerzt mein ganzer Körper.
Ich atme flach, weil mir mein Zwerchfell schmerzt, mein Herz sich anfüllt als müsste ich Angst haben herzkrank zu sein. Nun, Sie glauben mir nicht? Sie meinen „diese Frauen, die sind ja an Hysterie erkrankt“. Nun das bin ich mit aller Sicherheit nicht. Nein, weil ich ein Mann bin. Nun gut, vielleicht sind ja Männer auch hysterisch? Doch schmerzt Hysterie zumindest nicht körperlich. Auch ein kleiner Vorteil.
Ich sitze da, nun es ist abends geworden, welche Wohltat, so ist das Licht nicht so hell und meine lichtempfindlichen Augen haben ein wenig Erholung. Bin weit weg von quälendem Licht, Lärm und Gerüchen. Gerüche können dermaßen unangenehm sein, das sie schon fast weh tun. Und das kann auch ein schöner, guter oder auch teurer Duft eines Parfüms sein. Tabakgeruch ist sowieso sehr unangenehm.
Lärm oder auch schon Geräusche und oft auch das Reden von Menschen können als störend empfunden werden. Vor allem dann, wenn mehrere am Tisch kreuz und quer reden. Das ist eine alltägliche Situation wenn man Freunde zu Hause eingeladen hat. Auch kann ich dem gesprochenem nicht folgen. Es ist eine enorme Reizüberflutung. Das alles kostet immens viel Energie. Das ist die Energie die wir ja sowieso nicht mehr haben.
Schlafstörungen gehören ebenfalls zu diesem umfangreichen Krankheitsbild. Der Schlaf ist nicht mehr erholsam. Ihnen fehlt bereits beim Aufstehen die Energie um ihren gesamten Körper durch den Tag zu bringen. Sie haben Recht, das hört sich fast nach einer Depression an. Richtig, viele von uns erkranken eben auch an Depressionen. Sie meinen man müsste mehr das Schöne und Lebenswerte sehen, ja Sie haben Recht, das tue ich, mit ganzer Überzeugung und auch aus meinem Glauben heraus. Jeder Tag ist ein neuer Tag, er begrüßt meine Schmerzen auch immer sehr freundlich. Ach jetzt sind wir schon wieder beim Schmerz. Ich kann’s ja einfacher machen und sagen, je größer die Gelenke desto größer die Schmerzen, desto größer der Radius der ausstrahlt um sich mit den anderen Kreisen zu treffen. Ein Beispiel:
Sie nehmen eine Hand voll Kieselsteinen und werfen diese gleichzeitig ins Wasser. Das ist das schöne Bild, wo die Wellen sich ausbreiten um dann mit den anderen Kreisen zu verschmelzen. Ja Sie haben Recht, das ist heftig. Ich weiß nicht welches Gelenk nicht schmerzt. Aber es werden schon viele sein von den 143 Gelenken die wir haben. Und von allen 656 Muskeln die wir haben können auch nicht alle wehtun. Wahrscheinlich nicht, aber es fühlt sich so an.
Das Kurzzeitgedächtnis lässt wahnsinnig nach, mit dem Darm gibt es ständig Probleme, Reizblase und damit verbunden den Harn zu halten. Schmerzen nehmen einem die Freude am Leben, so vieles Schönes kann es ja gar nicht geben, um diese auszublenden. Ab da wird es schwer nicht an Depression zu erkranken.
Freunde und Bekannte haben wir eh nur mehr sporadisch. Nun, ich verstehe es ja auch, sportlich kann ich ja schon lange nicht mehr mithalten, aber die Unpässlichkeit und Unverlässlichkeit nehmen sie mir schon übel. Ich muss versuchen meine Kräfte einzuteilen, die brauche ich ja noch für meinen Job.
Ach wie gerne bin ich immer arbeiten gegangen, was ich leisten konnte, Wahnsinn. Jetzt schleppe ich mich mit Schmerzmittel ins Büro, um irgendwie drüber zu kommen. Meine Arztbesuche nehmen sie mir ja auch schon krumm, aber ich verstehe es ja. Die wirtschaftliche Situation ist ja nicht so gut, dass meine Arbeit irgendwer mitmacht. Das ist mir ja selbst unangenehm, aber was soll ich bitte tun?
Viel Geld habe ich in Ärzte und Alternativbehandlungen investiert, aber helfen konnten Sie mir nur wenig. Viele Patienten sind übergewichtig, das stimmt. Und vieles daran waren die Tabletten. Das stimmt auch, doch manchmal bleibt vielen von uns nur noch das „Essen“, wo wir merken, das wir noch leben und einen Genuss erleben dürfen.
Das hört sich wahrscheinlich recht heftig an, da gebe ich Ihnen Recht. Es gibt immer einen Lichtblick und dem müssen Sie nachgehen. Trotzdem versuchen dankbar, demütig und lebensbejahend zu sein ist eine große Kunst. Es ist ein Geschenk, als Mensch geboren zu sein, dem müssen wir uns bewusst sein. Alle mit dieser Krankheit Fibromyalgie Syndrom geben Tag für Tag Ihr Bestes – auch wenn es nicht immer danach aussieht.